Beim Barte des Propheten, Sunrise?

90 Geografie des Irrtums Währenddem ich mit all diesen Offerten beglückt wurde, waren weit mehr als zwei Wochen verstrichen seit meinem letzten Telefongespräch mit der US-Liegenschaftsverwaltung. Das Projekt "Jason" konnte wieder aufgenommen werden. Nach weiteren drei oder vier Versuchen hatte ich Jason zum ersten Mal am Telefon. Jason war ein Elite-Soldat in der US-Armee und leistete seinen Dienst in Afghanistan. Nicht dass er sich damit brüstete, im Gegenteil. Jason ist eher ein bescheidener Mann, der aber sehr belastbar ist. Nie vermittelte mir Jason den Eindruck, dass das Gespräch zu lange her sei und er sich deshalb nicht mehr genau erinnere. Als ich dann Jason versprochen hatte, seine Geschichte vertraulich zu behandeln und auch seinen Namen zu ändern, taute er langsam auf. Es rief offenbar ein Sunrise-Mitarbeiter die Liegenschaftsverwaltung an, in der ich wohnte. „Es war eines der skurrilsten Telefongespräche, das ich je hatte“, sagte Jason zu Beginn seiner Geschichte. „Deshalb erinnere ich mich noch gut daran, obwohl es schon zwei Jahre her ist.“ Zirka im Frühjahr oder Sommer 2010, kam um circa 08h45 morgens New Yorker-Zeit (also 14h45 Schweizer-Zeit) ein Anruf in die Liegenschaftsverwaltung rein, was zur Folge hatte, dass der Anruf von der Verwaltung an den Doorman (Rezeptionist) weitergeleitet wurde. Zu dieser Zeit hat der Rezeptionist am meisten zu tun, weil viele Mieter auf dem Weg zur Arbeit beim Rezeptionist noch allerlei Aufträge hinterlassen. An diesem Morgen war Jason alleine an der Rezeption. Er klagte nie, wenn es viel zu tun gab. Im Gegenteil, Jason hat immer eine positive Einstellung, trotz oder vielleicht gar wegen seinen Erfahrungen im Kriegsgebiet Afghanistan. Das Gespräch konnte wie folgt rekonstruiert werden: Sunrise-Mitarbeiter: “Hi, I am trying to find a former tenant of yours. Mr Bosquet. Can you help me finding this person?” Jason: “Sir, I am not supposed to provide any residential information about former tenants.” Doch der Sunrise-Mitarbeiter schien nicht zu verstehen, was Jason ihm gerade erklärt hatte und fing an zu insistieren. Sunrise-Mitarbeiter: “I have mail for Mr. Bosquet which needs to be sent to him.” Jason dachte, er hätte einen Mann am Apparat, der offensichtlich Mühe hat, die gegebene Information in entsprechendes Handeln umzusetzen. Zeitgleich zum Gespräch hatte Jason diverse Mieter bedient. Jason versuchte dem Sunrise-Mitarbeiter noch zu erklären, dass es in den USA klare Richtlinien gäbe, wenn es um Daten von Mietern oder Ex-Mietern gehe. Doch die Erklärungen fruchteten nichts. Deshalb wurde Jason deutlicher: Jason: “Read my lips, Sir, it is a clear NO!” Da jedoch der Sunrise-Mitarbeiter unnachgiebig weiter bohrte, platzte Jason der Kragen. Er sagte sich, den werde ich nicht mehr los. Entweder ich lege jetzt auf oder ich gebe ihm irgendeine Adresse. Jason entschied sich für das Zweite:

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